Die Vermittlung notwendiger kommunikativer Kompetenzen, um die neuen Kanäle der mediatisierten Gesellschaft souverän, selbstbestimmt und reflektiert nutzen zu können, wird zu einer wesentlichen Aufgabe der Sozialen Arbeit. Sie bedient sich zunehmend digitaler Technik, um Kommunikation zu vereinfachen, Teilhabe zu ermöglichen, Gemeinschaft herzustellen und kreative Potentiale zu wecken. Gleichzeitig stellt sich die Anforderung an die Fachkräfte für Informationstechnik, über die pragmatische technische Erledigung von Aufgaben hinaus auch die kommunikativen Folgen der Technik mitzudenken, Produkte zu schaffen, die über einen pädagogischen Anspruch verfügen, Kompetenzen vermitteln, zu kreativer Betätigung und Teilhabe befähigen.
Gute Ansätze und Projekte knüpfen dabei an den Interessen und Bedürfnissen der Zielgruppen an und vermitteln nachhaltig Knowhow und Kompetenzen, steigern Selbstwirksamkeit, Partizipation und Integration. Gelingen können sie, wenn die Fachkräfte auf diese Aufgabe gut vorbereitet sind, kompetent und kommunikationstechnisch versiert sind und wenn sie mit Partnern aus dem Bereich der Informationstechnologien kooperieren, um maßgeschneiderte Lösungen für ihre spezifischen Gebiete zu entwickeln und anzupassen.
Aus dieser Ausgangssituation ergibt sich die Forderung, dass die Auseinandersetzung mit der mediatisierten Gesellschaft ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung von Fachkräften aus dem Bereich der Sozialen Arbeit sein sollte. Dabei ist zum einen ein Verständnis für die Chancen und Risiken zu vermitteln. Gleichzeitig, und dies ist der entscheidende Aspekt, sollten die angehenden Fachkräfte mit Interventionsmöglichkeiten, Projektformen und Hilfsangeboten vertraut gemacht werden. Um dies so praxisnah wie möglich zu gestalten, bieten sich Erfahrungen mit Projektformaten schon während des Studiums an.
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Im Blickpunkt des Kollegs stehen Projektformen, die an den Interessen und Bedürfnissen der jeweiligen Zielgruppen ansetzen und die sich auf innovative Weise aktueller Technik bedienen. Die aktuelle Technik kann genutzt werden, um sich besser auszutauschen, Kontakte zu halten, Verwaltungsabläufe und den Kontakt zu Behörden zu vereinfachen. So können z. B. Videokonferenzsysteme durch Modifikationen auf leichte Bedienbarkeit für ältere Menschen zugeschnitten werden oder für junge Menschen Zugang zu sicheren Streaming-Plattformen geschaffen werden.
Ein anderer wichtiger Bereich betrifft die Partizipation und Kommunikation. Für sozial benachteiligte Menschen ist es schwer, an gesellschaftlichen Prozessen teilzuhaben, Hilfsangebote wahrzunehmen oder auch nur Kontakt zu anderen Menschen zu halten. Hier bestehen zwar schon einige Angebote, deren Nutzung aber meist mit Hürden verbunden ist. Die Fragestellung lautet hier, wie diese Möglichkeiten vereinfacht und zielgruppengerecht aufbereitet werden können. Denkbar ist hier z. B. ein Austausch zwischen den Zielgruppen und lokalen Politiker*innen und Initiativen über Videoplattformen. Interessant sind auch Projektformate, in denen vorhandene Hilfsangebote, wie Beratungen, durch digitale Technik zugänglicher und einfacher nutzbar gemacht werden.
In einem ersten Schritt werden in gemeinsamen Blockseminaren wesentliche Grundlagen vermittelt, die die Digitalisierung Sozialer Arbeit betreffen. Dabei wird der Stand der Forschung aufgezeigt und ein Überblick über digitale Projektformate in der Sozialen Arbeit gegeben. Bedeutend sind auch kommunikationswissenschaftliche Aspekte, die aufzeigen, welche motivationalen Potentiale durch den Einsatz aktueller Medien geweckt werden können und wie eine bessere kommunikative Infrastruktur verwirklicht werden kann. Ein besonderer Fokus ist die Verzahnung von technischen Anforderungen und sozialwissenschaftlichen Konzepten und Zielen. In gemeinsamen Vorbereitungsrunden werden die Möglichkeiten des Einsatzes digitaler Technik interdisziplinär erörtert.
Im engen Austausch mit Projektpartnern entstehen nun Projektideen. Die Anstöße können entweder direkt von jenen kommen oder auch im interdisziplinären Austausch entstehen. Diese Konzepte werden kritisch auf ihre Machbarkeit überprüft. Ist das Vorhaben sinnvoll, für die spezifische Zielgruppe ein Nutzen abzusehen, ist es in der vorgesehenen Zeit zu verwirklichen und technisch machbar? Wenn dies bestätigt werden kann, wird eine Skizze erstellt, die die Grundlage für weitere Planungen mit den kooperierenden Einrichtungen ist.
Zu Beginn werden die kooperierenden Einrichtungen und Unternehmen vorgestellt. Deren Vertreter*innen stellen Aufgaben und Zielgruppen vor, schildern die Rolle digitaler Technik in ihren Institutionen und geben einen Ausblick auf Ziele und mögliche Projektformen. Auf dieser Grundlage werden Teams gebildet, die diesen Kooperationen zugeordnet sind.
Die Studierenden der sozialwissenschaftlichen Fakultät werden sich vor allem mit der Frage beschäftigen, wie sich die Projekte sinnvoll in die Aufgaben und Konzepte der kooperierenden Einrichtungen integrieren lassen, deren Leistungen sinnvoll ergänzen können und welche Art der Unterstützung sie für die Zielgruppe erbringen. Die Studierenden der Informatik klären parallel die Fragen um die technische Machbarkeit, die Bereitstellung der technischen Infrastruktur sowie die programmiertechnischen Umsetzungen. Wichtig ist, dass im Verlauf des Projekts eine immer enger verzahnte Zusammenarbeit entsteht, ein gemeinsames Ziel synergetisch erreicht wird und beide Disziplinen voneinander lernen.
Das Digitalisierungskolleg „digi.prosa: Digitale Projekte in der Sozialen Arbeit“ wird durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert und durch das Bayerische Forschungsinstitut für digitale Transformation (bidt) koordiniert.