Das Beratungs- und Unterstützungskonzept „PAula“ richtet sich an Frauen mit Problemen in der Schwangerschaft und Eltern mit kranken Neu- und Frühgeborenen. Ziel ist, den Familien schon vor der Geburt ihres Kindes die Angst zunehmen und sie danach zu begleiten.
Bei einer drohenden Frühgeburt oder wenn bei einem
Kind während der Schwangerschaft Probleme festgestellt werden, führt diese
Nachricht für viele Eltern zu Ängsten. Es tauchen Fragen auf, wie es nach der
Geburt weitergeht. Für die weitere Entwicklung des Kindes sind gute
Startbedingungen entscheidend. Durch eine konsequente Einbindung der Eltern in
die Versorgung ihrer Kinder und eine gezielte Nachbetreuung können diese
geschaffen werden. Als wichtigste Bezugspersonen ihrer Kinder werden die
Eltern dabei vorbereitet und frühestmöglich in die pflegerische Versorgung mit
einbezogen. Damit können Unsicherheiten abgebaut und Selbstvertrauen in die
Elternrolle gestärkt werden.
Mit der wissenschaftlichen Begleitung soll die Frage untersucht werden, ob durch die Inhalte des Modellvorhabens (PAula®), sowie dessen Vorgänger (NeoPAss®) eine Verbesserung der Versorgungssituation erreicht werden konnte. Neben gesundheitsökonomischen Parametern, wie Dauer und Häufigkeiten von Krankenhausaufenthalten, werden auch medizinische Daten, wie Auftretenshäufigkeit von Komplikationen und psychologische Einflussgrößen, wie Selbstwirksamkeit und Stresserleben, betrachtet.
Das Modellprojekt der AOK Bayern wird an der Kinderklinik Dritter Orden in Passau umgesetzt und von der Technischen Hochschule Rosenheim in Form einer unabhängigen Evaluation begleitet. Es werden Fragebögen zur Messung der psychologischen Komponenten und der Zufriedenheit eingesetzt (vor der Geburt, bei der Entlassung sowie drei, zwölf und 24 Monate nach Entlassung). Für die Auswertung der medizinischen Parameter kommt ein sogenanntes Matched Pairs Verfahren zum Einsatz, mit welchem aus einem großen bayerischen Datensatz vergleichbare Kinder als Kontrollgruppe gezogen werden. Die gesundheitsökonomische Betrachtung erfolgt durch das in Relation setzen der eingeschlossenen Kinder mit dem bayerischen Durchschnitt.
Familienintegrierende Versorgungspfade und Case Managementansätze werden international zunehmend implementiert und evaluiert. Dies erfolgt aber häufig unter stark kontrollierten Bedingungen (z. B. strenge Ein- und Ausschlusskriterien, um die Wissenschaftlichkeit zu sichern). Inwieweit ein derartiges Konzept auch in Deutschland außerhalb eines Universitätsklinikums eingesetzt werden kann und zudem ähnliche Effekt erzielt, ist bislang unklar. Mit Hilfe der unabhängigen Evaluation werden Kostenträger künftig entscheiden können, inwieweit ein derartiges Angebot flächendeckend in Bayern eingesetzt werden könnte bzw. sollte.