Das Bewusstsein für energieeffiziente Gebäude ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Im Rahmen dieser Entwicklung will der Landkreis München seinen Energieverbrauch um 60% bis zum Jahr 2050 gegenüber dem heutigen Verbrauch reduzieren und die verbleibenden 40% durch regenerative Energie decken.
Als ersten konkreten Schritt dieser Energievision für die Zukunft ist es der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn ein besonderes Anliegen nun ein Kinderhaus (Kindergarten, Hort und Kinderkrippe) zu errichten, das in der Jahresbilanz mehr Energie erzeugt als es selbst verbraucht (Plus-Energie-Gebäude).
Durch das Projekt soll ein Gebäude mit Signalwirkung entstehen, mit dessen Hilfe die Themen Energieverbrauch und – einsparung einer breiten Öffentlichkeit anschaulich und zugänglich gemacht werden. Gleichzeitig wird der nächsten Generation von klein auf und hautnah erleb- und erfahrbar eine Sensibilität für die Thematik der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit vermittelt und durch die Familien in die Bevölkerung getragen.
Darüber hinaus soll durch innovative Wärmespeicherung in Form von Lehm- und PCM-Modulen (PCM: Phase Change Materials) sowie hybride Lüftungstechnik die Tauglichkeit der bisher für solche Objekte selten verwendeten leichten Holzbauweise erprobt werden. Hierfür ist eine gewissenhafte Detailplanung, Bauausführung und –überwachung unerlässlich, um neue Mindeststandards und Entwichlungen realisieren und zur Markttauglichkeit führen zu können. Weiterhin trägt das Projekt zum Erkenntnis- und Erfahrungsgewinn bei, um öffentliche Gebäude durch praktikable und effektive Einzelmaßnahmen auf Niedrigenergiestandard zu bringen, wozu öffentliche Bauherren durch die europäische Gebäuderichtlinie ab 2019 verpflichtet sind.
Ziele bei der Erstellung des Gebäudes sind eine deutliche Reduktion des Energiebedarfs, eine effiziente und regenerative Deckung des verbleibenden Energiebedarfs sowie die Umsetzung eines wegweisenden Pilotprojektes mit Lerneffekt.
Neben der Umsetzung höchster Energieeffizienz soll durch den Einsatz innovativer Techniken sowie natürlicher und nachwachsender Rohstoffe ein ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Gebäude entstehen.
Die Hochschule Rosenheim begleitet dieses Vorhaben messtechnisch mit dem Ziel der Betriebsoptimierung und der nachvollziehbaren Validierung der angestrebten Ziele. Zur Auswertung der umfangreichen Datensätze wird das am Karlsruher Institut für Technologie (Fachgebiet Bauphysik & Technischer Ausbau) entwickelte Werkzeug MoniSoft verwendet. Durch die plattformunabhängige Software werden das Monitoring und die Betriebsanalyse vereinfacht. Seit 2013 wird die Software an der Hochschule Rosenheim maßgeblich mit weiterentwickelt.
Die Herausforderung dieses Vorhabens liegt unter anderem in der effektiven und frühzeitigen Umsetzung einer integralen Planung aller Fachbereiche und dem Entwurf eines wissenschaftlich begleiteten Energiekonzeptes. So ist es möglich, Architektur, Bau-, Heiz- und Lüftungstechnik mit innovativen und erneuerbaren Energiesystemen von Beginn an eng aufeinander abzustimmen, mit dem Ziel am Ende eine Plus-Energie-Bilanz zu erreichen.
In der anschließenden Validierung soll die Effektivität und Praxistauglichkeit zahlreicher Einzelmaßnahmen sowie deren Einfluss auf das gesamte energetische Gebäudeverhalten im täglichen Gebäudebetrieb untersucht und optimiert werden.
Nach Fertigstellung ist es die Aufgabe der Planer den Nutzern die Besonderheiten und Funktionen des Gebäudes näher zu bringen und zu erläutern. Aufgabe der Nutzer ist es dann diese sinnvoll und richtig anzuwenden und durch ein begleitendes pädagogisches Konzept das Verhalten der Kinder dahingehend zu beeinflussen.