Projektziel ist, die Entwicklung bzw. Aneignung von Wissen, Können und Haltung in verschiedenen Studienformaten der Sozialen Arbeit bei verschiedenen Anbieter*innen systematisch in den Blick zu nehmen. Nachgegangen werden soll der Frage, ob sich Ausprägungen von Wissensbeständen, Kompetenzen und Haltungen, des Belastungserlebens, der Relationierung von Theorie und Praxis und der Bindung an einen aktuellen Arbeitgeber bei Studierenden der Sozialen Arbeit eines generalistisch ausgerichteten Bachelorstudiums nach Studienformat unterscheiden.
Träger der Sozialen Arbeit stehen seit geraumer Zeit vor der Herausforderung, Fachkräfte nicht nur gewinnen, sondern auch halten zu müssen. Hohe Fluktuation unter den Mitarbeiter*innen bei gleichzeitigem quantitativen Mangel an Fachkräften führen dazu, dass freiwerdende Stellen teilweise lange nicht nachbesetzt werden können. Vor dem Hintergrund des beginnenden Renteneintritts der geburtenstarken Jahrgänge wird sich die Situation noch weiter verschärfen. Organisationen der Sozialen Arbeit beschäftigt daher schon länger die Frage, wie neue Mitarbeitende gewonnen und auch gehalten werden können.
Die Profession
und einzelne Vertreter*innen der Disziplin Soziale Arbeit erachten das
praxisintegrierende duale Studium mittlerweile als ein zentrales Instrument
zur Fachkräftegewinnung und -sicherung. Das duale Studium Soziale Arbeit
erfreut sich dabei auch zunehmender Beliebtheit auf Träger- und
Studierendenseite.
Momentan wird
der wachsende Fachkräftebedarf überwiegend von privaten Studienanbietern abgedeckt. Zu erklären ist dies vor
allem damit, dass das Studienformat dual in der Disziplin Sozialer Arbeit teilweise mit großer Skepsis
betrachtet wird und staatliche Hochschulen sehr zurückhaltend dabei sind,
neben einem regulären Vollzeit- oder Teilzeitstudiengang ein duales Angebot
einzurichten.
Vor dem
Hintergrund, dass Studieninhalte teilweise funktional und einseitig auf die
spezialisierten Bedarfe einzelner Handlungsfelder oder gar Arbeitgeber
zugeschnitten wurden bzw. werden (in die Kritik geraten sind hierbei u.a.
Kooperationsvorhaben der Städte München und Hamburg mit privaten Anbietern),
ist eine kritische Beobachtung auch verständlich.
In Bezug auf
diese Kritik gegenüber dualen Studienformaten zeigt sich interessanterweise,
dass die in der Wissenschaft Soziale Arbeit geführte Diskussion um die Chancen
und Grenzen verschiedener Studienformate des Studiengangs Soziale Arbeit
aktuell rein theorie- bzw. ideologiegeleitet erfolgt und ein Einbezug
empirischer Erkenntnisse fehlt. Zu konstatieren ist hierbei, dass die
Studienlage zum dualen Studium Soziale Arbeit aktuell noch sehr dünn ausfällt.
Im Rahmen des Projektes soll der Frage nachgegangen werden, ob sich Unterschiede in den Ausprägungen von Wissensbeständen, Kompetenzen und Haltungen, des Belastungserlebens, der Relationierung von Theorie und Praxis und der Bindung an einen aktuellen Arbeitgeber bei Studierenden der Sozialen Arbeit eines generalistisch ausgerichteten Bachelorstudiums nach Studienformat unterscheiden.
Ziel dabei ist, die Entwicklung bzw. Aneignung von Wissen, Können und Haltung in verschiedenen Studienformaten der Sozialen Arbeit bei verschiedenen Anbieter*innen systematisch in den Blick zu nehmen.
Im Verlauf des Projekts werden Studierende und Absolvierende der Sozialen Arbeit in den Formaten dual und vollzeitregulär an der TH Rosenheim, der HS Augsburg und der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf sowie weiterer kooperierender Hochschulen im Wintersemester 2022/23 mit einem quantitativen Online-Fragebogen befragt.
Eine
Untersuchung möglicher Unterschiede in den Bereichen Wissen, Können und
Haltung, Belastungserleben, Verzahnung von Theorie und Praxis sowie
Zufriedenheit mit und Bindung an einen aktuellen Arbeitgeber bei Studierenden
und Alumni der Sozialen Arbeit nach Studienformat (vollzeitregulär, dual und
berufsintegrierend) haben bislang nur Emmerich und Linßer (2022) realisiert.
Einschränkend ist festzustellen, dass hier die Stichprobe nur aus Studierenden
eines Hochschulstandorts gezogen wurde. Aufgrund einer geringen Gruppengröße in
den einzelnen Formaten konnten auch
keine inferenzstatistischen Analysen vorgenommen werden und die
Ergebnisdarstellung erfolgte rein deskriptiv.
Festzuhalten
ist daher, dass insgesamt Untersuchungen fehlen, die die Entwicklung bzw.
Aneignung von Wissen, Können und Haltung in verschiedenen Studienformaten der
Sozialen Arbeit bei verschiedenen Anbieter*innen (staatlich, konfessionell
ausgerichtet, privat-gewerblich) systematisch in den Blick nehmen. Diesem
Forschungsdesiderat soll mit dieser Studie begegnet werden.
Ausgehend von
den zu erwartenden Ergebnissen der hier skizzierten Vorstudie werden weitere
empiriegestütze Erkenntnisse dringend benötigt, um die Diskussion über Chancen
und Herausforderungen dualer Studiengänge der Sozialen Arbeit datengestützt
führen zu können.